Ihr sucht nach dem einen großen Sinn für das Individuum, den das Individuum auch noch in sich selbst zu entdecken hat. Der eine große Sinn, den man suchen soll: “Erkenne dich selbst, deine Identität, dein Schicksal, die Wahrheit steckt in dir und muss nur gesucht und entziffert werden.”
Zugegeben, man kann sich darüber Gedanken machen, was in einem Leben “sinnvoll”, “vernünftig” usw. ist. Aber man sollte diese Sinnzuweisung nicht für eine universelle Wahrheit halten. Noch nicht einmal für eine individuelle Wahrheit. Denn die Frage nach dem Sinn, ist nichts als eine weitere zufällige Sinnzuweisung. Um ein Urteil darüber abzugeben, was Sinn hat, was Sinn (er)gibt, muss man diesem Prozess der Sinngebung schon einen Sinn zuweisen. Der Prozess der Sinnzuweisung hat demnach quasi schon einen Sinn, der diesem Prozess vorgängig ist. Und die Frage nach dem ursprünglichen Sinn ist eine sinnlose Frage, weil es eine nicht-stellbare Frage ist.
Viel spannender als die Frage nach diesem einen Sinn ist die Frage, wer uns erklärt, was im Leben Sinn macht und was keinen Sinn macht: Eine Sinn-Machtfrage. Wer konstruiert den Sinn, den man auch noch für den eigenen Sinn halten soll? Welche Instanzen flüstern uns diesen Sinn ein? Wer herrscht über die Wahrheit, über Sinn und Bedeutung, über Unwahrheit, Unsinn, Wahnsinn und dem, was unbedeutend und daher (kaum existent) quasi nicht aussprechbar ist? Und wer spricht, wenn wir meinen uns selbst sprechen zu hören? Was spricht in uns, was wir endlich entdecken sollen?
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Man darf nichts erwarten; aber darf man auch nichts erhoffen? Enttäuschte Erwartungen sind manchmal sogar wünschenswert. Enttäuschte Hoffnungen sind dagegen das, was einen über kurz oder lang töten wird.
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Wenn die Prinzessin statt eines Froschs einen Pinguin an die Wand geworfen hätte, hätte das in meiner Phantasie viel lustiger und nicht so grausam ausgesehen. Ich denke Pinguine können einen Wandwurf von einer durchschnittlich stark gebauten Prinzessin gut verkraften. Wenn man also von einer typischen Märchenprinzessin ausgeht, die ja so etwas wie Anmut verkörpern soll, hätte das recht weich aussehende Tier vom Südpolar auch keinen großen Schaden genommen. Was man von einem Frosch nicht unbedingt behaupten kann (der Wurf an die Wand hätte schließlich auch schief gehen können!)
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Das Unbeschriebene, Unbekannte erscheint uns wie ein großes offenes Loch, ein Spalt, aus dem das Schreckliche des Todes zu strömen droht. Durch Beschreibung und Bedeutung versuchen wir das Loch zu bändigen, in der Hoffnung, dass die Dichtung, die Pfropfung durch Bezeichnung, hält, sich verfestigt und sich niemals auflöst oder porös wird.
Es kann keine Öffnung (nichts Offenes) sein, die nicht geschlossen sein soll, in die nicht hineingesteckt wird.
Wie seltsam, dass wir ein Loch nur denken können, weil etwas fehlt, etwas sich der Bezeichnung widersetzt. Ein echtes Loch ist dunkel und offenbart nichts von dem, was dahinter steckt, es liegt meist in der Dunkelheit. Der Gedanke an ein Loch kann nur deshalb sein, weil wir annehmen, dass etwas seiner Vollständigkeit, seinem “eigentlichen” Zustand beraubt wurde. Nur wenn wir das mögliche Denken des Menschen eliminieren würden, nnten wir das denken, was dort ist, ohne ihm einen Namen zu geben (“Loch”/”Spalt”). Vielleicht ist diese denkbare Welt ein “Unspalt”, ein “Unriss”, ein “Unloch” in einer Gegenwelt, die nicht positiv ist und die in eine Welt führt, in der alles, was man bezeichnen könnte, die Vorsilbe “Un-” mit sich tragen müsste. Die Bezeichnung von etwas, das nicht da ist und was sich nur erahnen lässt, mit einem “Un-” ist natürlich schon eine Bezeichnung und eine Art des Ausweichens, die es dem bedeutungszuweisenden Denken ermöglicht, sich überhaupt als positives Denken zu konstituieren.
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(Fortsetzung vom 06.01.2007)
Ich spiele Liebe mit dem geringst möglichen Aufwand. Die Welt ist draußen, es tobt ein Unwetter, und ich möchte damit gar nichts zu haben. Auch die Liebe ist da draußen. Die Liebe soll zu mir kommen und bei mir bleiben, ohne das Draußen. Wo die Liebe und ich eins werden, ist kein Draußen und kein Spiel.
Von nichts fühle ich mich weiter entfernt als von der Liebe. Und weil ein Leben ohne Liebe auf Dauer nicht lebbar ist, spiele ich sie. Wer spielt mit? Wann bemerkt jemand, dass ich falsch spiele, dass ich nicht mitspielen kann und kein richtiger Spieler bin, der die Regeln angemessen zu gebrauchen weiß.
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