Die Löcher in der Welt

Das Unbeschriebene, Unbekannte erscheint uns wie ein großes offenes Loch, ein Spalt, aus dem das Schreckliche des Todes zu strömen droht. Durch Beschreibung und Bedeutung versuchen wir das Loch zu bändigen, in der Hoffnung, dass die Dichtung, die Pfropfung durch Bezeichnung, hält, sich verfestigt und sich niemals auflöst oder porös wird.

Es kann keine Öffnung (nichts Offenes) sein, die nicht geschlossen sein soll, in die nicht hineingesteckt wird.

Wie seltsam, dass wir ein Loch nur denken können, weil etwas fehlt, etwas sich der Bezeichnung widersetzt. Ein echtes Loch ist dunkel und offenbart nichts von dem, was dahinter steckt, es liegt meist in der Dunkelheit. Der Gedanke an ein Loch kann nur deshalb sein, weil wir annehmen, dass etwas seiner Vollständigkeit, seinem “eigentlichen” Zustand beraubt wurde. Nur wenn wir das mögliche Denken des Menschen eliminieren würden, nnten wir das denken, was dort ist, ohne ihm einen Namen zu geben (“Loch”/”Spalt”). Vielleicht ist diese denkbare Welt ein “Unspalt”, ein “Unriss”, ein “Unloch” in einer Gegenwelt, die nicht positiv ist und die in eine Welt führt, in der alles, was man bezeichnen könnte, die Vorsilbe “Un-” mit sich tragen müsste. Die Bezeichnung von etwas, das nicht da ist und was sich nur erahnen lässt, mit einem “Un-” ist natürlich schon eine Bezeichnung und eine Art des Ausweichens, die es dem bedeutungszuweisenden Denken ermöglicht, sich überhaupt als positives Denken zu konstituieren.

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