Schreiben (3): Schreiben als Dialog

Schreiben ist ein Gespräch mit dem anderen oder mit sich selbst als anderen. Schreiben ist schon vom Prinzip her dialogisch. Mein Schreiben richtet sich aber an die Toten, an das Verlorene, das nicht mehr einholbar ist, den Augenblick, den man verschwendet hat, es richtet sich nicht zuerst an die Lebenden. Was nutzt eine Schrift, die nichts mehr ist, als eine verunglückte Grabrede. Mein Schreiben ist die Rede, die gänzlich verunglücken musste.

Verzeihung

Nur solches Verzeihen verdient diese Bezeichnung, das den „Schuldigen“ aus seiner „Schuld“ befreit und das „Opfer“ aus seiner „Opferrolle“. Das sind Begriffe aus der Rechtssprechung und der Theologie.
Verzeihen ist die Wiederherstellung gegenseitiger Anerkennung und die Anerkennung der Differenz des Anderen. Verzeihen kann nur, wer bereit zu vergessen ist. Nicht-Vergeben kann nur, wer ohne Schuld ist. Das Schlimme an dieser Aussage ist, dass das im Kern womöglich tatsächlich wahr ist.