Verständnis

Man läuft durch die Welt und sucht nach Verständnis, man will sich verständlich machen. Einen Moment glaubt man, der andere mit seiner Offenheit hätte einen verstanden, und bald schon merkt man, dass man nur an einander vorbei redet, dass alles ein Missverständnis war. Aber vielleicht geht es ja auch gar nicht so sehr um das Verstehen. Es will ja keiner verstehen in diesen Kriegszeiten. Es gilt, Sieger zu bleiben im alltäglichen Krieg. Wir wollen den anderen ein bisschen morden, um selbst nicht gemordet zu werden. Ein bisschen Verständnis muss man heute teuer bezahlen: an einen Psychiater, an einen Lebenspartner, der einem die Freiheit raubt. Wer mag sich schon auf einen anderen einlassen? Denken wir in Momenten, in denen wir das Gefühl haben, anerkannt zu werden, noch zurück an die verlorenen Kämpfe, an das Scheitern? Das grundlegende Scheitern jeder Kommunikation, jeder Freiheit, jedes Fünkchens Individualität ist damit gemeint.