Leben im Aufschub

Leben im Aufschub
Für heute vertage ich mich auf morgen,
Die Leere wird nicht erlebt,
Sondern ausgesessen und eingestanden,
Ein Abgrund reicht in mich:
Stürze in die Vergangenheit.
Der Alltag will mich weiter-
ziehen und weiter.

Tag nach Tag
Nacht für Nacht
Tod für Tod

Leben, was nicht lebbar ist,
Tag für Tod und Tod für Tag.

Eingeständnis der Schuld

Überall muss man sich entschuldigen, und zwar dort, wo das eigene Handeln als unangemessen empfunden wird. Da sich kaum jemand der korrekten Sprache des Diskurses vollkommen angemessen bedient, sollte sich jeder Mensch gleich, wenn er auf eine andere Person trifft, entschuldigen. Entschuldigen für was? Entschuldigen für einen kleine Abweichung, eine kleine Verschiebung, eine Widerspenstigkeit, die sich dem, was als angemessene Kommunikation erscheint, widersetzt. Von welcher Schuld befreit man sich dann? Vielleicht von der “Schuld” nicht um seine eigene Unangemessenheit zu wissen. Und warum verspürt man dieses Unbehagen, wenn jemand seine Rolle als Gesprächspartner “schlecht” spielt? Ist dieser Mensch dann schon – sozusagen – “sozial inkompetent” (inkompatibel)? Das Geständnis und das Eingeständnis der eigenen “Schuld” sind wichtige Mittel, um den Diskurs zu bändigen. Zunächst erhofft man sich eine “Heilung” der Abweichung durch die “Einsicht”, dass man unangemessen spricht. Das Geständnis mit der Rede von “Schuld” soll aber auch andere davon abhalten “abweichend” zu sein. Ist es eine große Schuld, um die eigene Andersartigkeit und zugleich auch um die Andersartigkeit des anderen zu wissen? Warum Buße tun und Einsicht geloben?