Im See des Verstummens*
* Wäre die Metapher nicht so verbraucht, hätte ich “Meer des Schweigens” geschrieben. Außerdem stört mich der Gleichklang mit der sogenannten “schweigenden Mehrheit”, die uns auf Zuruf im Alltagsdiskurs immer wieder als sofort einleuchtende “Wahrheit” aufgedrängt wird.
Wenn man aus dem See des Verstummens für einen Moment auftaucht, schnappt man nach Atemluft, man braucht eine Zeitlang, um wieder sprechen zu können, um irgendetwas zur Sprache zu bringen. Manches Wort erstickt, ist unverständlich, manches Wort findet nicht mehr den Weg über die Stimmbänder und die Zunge nach Draußen. Und es ist überaus fraglich, ob jemand gerade draußen, am Ufer des Sees steht, wenn man als Ertrinkender nach Hilfe ruft.