Grenze des Wahnsinns

Es gibt Grenzen, an denen als Wegzoll der Preis des Wahnsinns verlangt wird. Die Überschreitung ist unmöglich, wenn man noch ein festes Ich behalten will.

Wittgenstein

“Das ist undenkbar” ist eine unlogische Aussage, denn wir können nicht sagen, was wir nicht denken können, weiß Wittgenstein zu sagen.

Anführungszeichen

Wie wunderbar, dass es Anführungszeichen gibt. Man möchte die ganze Welt in Anführungszeichen setzen. Sie zeigen, dass man nicht wirklich ernsthaft und aufrichtig sein kann, also Schein ist. Sie zeigen darüber hinaus, dass man nicht wirklich ernsthaft sein kann, weil es nichts Ernsthaftes gibt, weil ja alles schon einmal da war, alles Zitat ist, von dem die Redlichkeit fordert, dass man es kennzeichnet. Sie sind Zeichen dafür, dass alles, was wir denken und schreiben, uns bloß anführt, betrügt. Wenn aber die ganze Welt in Anführungszeichen steht, dann gibt es auch nichts mehr, was sich diesem Schein gegenüber als Wahrheit präsentieren kann. Vielleicht fallen wir dann in ein hoffnungsvolleres Nichts, das nicht vorgibt, unser Glück zu sein. Wir stürzen und verlachen alles, was sich da Wahrheit nennt.

Sklaverei

Warum lieben die Menschen die Freiheit nicht? Die Aufklärung war die Befreiung des Menschen aus seiner Sklaverei und Unmündigkeit, aus dieser “Befreiung” ist eine Apparation von Kontrolle geworden. Der Mensch lässt sich freiwillig einsperren und versklaven. Dieser Mensch bleibt auch nach der Verabschiedung Gottes ein Sklaventier, das um seine Unterwerfung bettelt.

Ich als Fiktion

Vor dem 05.05.2002: Ein haltbares, festes Ich ist eine Fiktion. Wir entwerfen und verwerfen unsere Identität in jedem Moment, kaum auffällig. Unhaltbar sind wir. Nur bei einem Selbstmord können wir Gegenwart spüren. “Heute”, “jetzt”, “in diesem Augenblick” sind Fiktionen eines Ichs, das es nicht gibt. Unsere Identität ist immer zugleich anwesend und abwesend. Diese Problematisierung ist relativ neu. Das moderne Subjekt verschwindet in der Geschichte, es fällt in einen Spalt, den manche das “Unsagbare” nennen. So z.B. in den Spalt zwischen dem, was wir “selbst” meinen, über uns zu denken und dem, was uns andere sagen, wer wir sind. Und wieder stürzen wir in einen Abgrund, in den kein Wort hineinlangt. Nur unsere Körper erzählen stumm von den Geschichten unserer Geschichte, von den Kämpfen an der Grenze des Subjekts.