Ich als Fiktion

Vor dem 05.05.2002: Ein haltbares, festes Ich ist eine Fiktion. Wir entwerfen und verwerfen unsere Identität in jedem Moment, kaum auffällig. Unhaltbar sind wir. Nur bei einem Selbstmord können wir Gegenwart spüren. “Heute”, “jetzt”, “in diesem Augenblick” sind Fiktionen eines Ichs, das es nicht gibt. Unsere Identität ist immer zugleich anwesend und abwesend. Diese Problematisierung ist relativ neu. Das moderne Subjekt verschwindet in der Geschichte, es fällt in einen Spalt, den manche das “Unsagbare” nennen. So z.B. in den Spalt zwischen dem, was wir “selbst” meinen, über uns zu denken und dem, was uns andere sagen, wer wir sind. Und wieder stürzen wir in einen Abgrund, in den kein Wort hineinlangt. Nur unsere Körper erzählen stumm von den Geschichten unserer Geschichte, von den Kämpfen an der Grenze des Subjekts.

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