Requiem

свети минаПравославни икониEin ganz aktuelles Gedicht, das ich in den letzten Tagen geschrieben habe, möchte ich hier vorstellen. Es kommt mir unfertig und fragmentarisch vor, ich habe noch nie so lange an einem Gedicht-Text gearbeitet:

Requiem

Zuletzt durchschaut von schreckzerissnen Augen,
Ohnmachtstrunken erlegen dem Medusenblick,
Vor Scham im bleichen Bodensatz versunken,
Kein lang verborgner Schatz liegt hier im Dunklen,
Zum maskierten Schlund allein brach man hindurch.

Entfernt hoffend auf einen kommenden Wind,
Der die dringende Botschaft getriebner Feder
Sanft beflügelt zu ihr, zur Lichtung, trägt.

Verloren wird sie gehn.
Vernichtet muss sie sein.

Ein Traum in einer andren Zeit:
Kämest du geritten,
Durch Nacht und Wind,
Auf einem Pferd,
Das nicht mehr flieht
Und nicht mehr scheut.
Kämest du,
Käme ich,
Käme ich geritten,
Durch Nacht und Wind,
Auf einem Pferd,
Das nicht mehr flieht
Und nicht mehr scheut.

Sie kostet die Tränen am tropfbedeckten Fenster.
Mit sturmzerzauster Strähne fürchtend.
Mit ihrer Aschenstirn.
Mit ihrem Sterbensmund.

Mit dem Schmutzhaufen unwürdiger Sprache,
Gesammelt unter den Schuhen des Gebeugten,
Lässt sich keine Herzensschwelle überwinden.

Niemand wird den verschlossnen Zugang finden,
Der nichts vom Leidensfeuer weiß.

Wir erinnern uns der Höllenbrände
Und wissen – ohne Einsicht – von uns.

Anderntags stellt er sich schlafend in einer hohen Wiese,
Ohne Eifer hoffend, dass ihn niemand zu finden vermag,
Die Flammenbaumrinde ist brüchig und verkohlt.
Eine vollkommne Schwärzung unsrer Herzensschrift
Ist nach tausendjährigem Gesetz statthaft und gerecht.

Das Wundenreißen wird fortgesetzt,
Weil keiner dem anderen verzeiht.
Manchmal verkleiden sie sich
Mit Panzerhäuten von Schildkröten,
Die, ganz ihnen gleich,
Hilflos auf dem Rücken liegen.

Wenn der Himmel morsch wird,
In sich zusammenfällt und
Es verfaulte, namenlose
Sternenscherben regnet,
Die sich in die Schädel bohren,
Kriecht er in den trägen Sand
Unter das schäumende Meer.

Er windet sich wieder
Zum Land,
Zum Kap,
Zum Ende.
Er verschwindet wieder,
Taucht auf,
Taucht ab,
Gekrümmt.

Er trägt eine Nelke im geschlagnen Kopfloch,
Ein dunkler Sturzbach Galle strömt heraus,
Die Öffnung ist sein heimliches Gefängnisloch,
Hier nährt er hungernd den Gedanken
An die Zeit der geschäftigen Henker,
Den Vollstreckern der geständigen Kunst,
Die schon ewig nicht mehr brotlos ist.

Unsre Hoffnung wird in Grablöcher geschaufelt;
Zur Totenfeier haben wir alle spät geladen,
Aber es wird keiner unerwartet kommen,
Und es wird niemand erwartet kommen,
Weil alle auf das Kommende warten.

08.03.2007

Marc-Christian Jäger

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Im See des Verstummens*

* Wäre die Metapher nicht so verbraucht, hätte ich “Meer des Schweigens” geschrieben. Außerdem stört mich der Gleichklang mit der sogenannten “schweigenden Mehrheit”, die uns auf Zuruf im Alltagsdiskurs immer wieder als sofort einleuchtende “Wahrheit” aufgedrängt wird.

Wenn man aus dem See des Verstummens für einen Moment auftaucht, schnappt man nach Atemluft, man braucht eine Zeitlang, um wieder sprechen zu können, um irgendetwas zur Sprache zu bringen. Manches Wort erstickt, ist unverständlich, manches Wort findet nicht mehr den Weg über die Stimmbänder und die Zunge nach Draußen. Und es ist überaus fraglich, ob jemand gerade draußen, am Ufer des Sees steht, wenn man als Ertrinkender nach Hilfe ruft.

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Nicht schreiben (3)

Alles, was ich noch schreiben kann, sind Entschuldigungen für das Schreiben und das Nicht-Schreiben. Alles ist Fragment des Nicht-Schreibens, das heißt ein sprachlicher Ausdruck dessen, was besser verschwiegen sein sollte.

Ein Geist

EIN GEIST

Geht es?
Wohin geht es?
Geht es los?
Geht es an?
Wen geht es an?
Wie geht es aus?
Wo geht es um?
Wen umgeht es?
Vergeht es?
Noch einmal:
Wohin geht es?
Geht es nicht los?
Geht es nicht nah?
Nah geht es?
Es geht nah.
Es blieb als
Es gegangen ist.
Es ging nah
Als es ging.
Es geht weiter
Bis es nicht mehr geht.
Es ist das,
Was nicht zusammen geht.
Es ist der Riss,
Den niemand zusammen näht.

21.02.2007
Marc-Christian Jäger

Urheber dieses Textes ist Marc-Christian Jäger. Es gilt das Urheberrecht. Keine Veröffentlichung ohne vorherige Genehmigung des Autors.

Auf dem Kopf gehen

Manchmal wünscht man sich wie Büchners Lenz “auf dem Kopf gehn” zu können, so dass man, wie Celan in seiner Preisrede sagte, “den Himmel als Abgrund unter sich” hat. Wenn einem die Welt als verkehrt und falsch erscheint, eigentlich als “ver-rückt” und auf den Kopf gestellt ist, dann muss man sich zunächst auf den Kopf stellen und sie dann kopfüber durchschreiten, um sich in die Perspektive der anderen Menschen hineinversetzen zu können oder um die eigene Sicht der Welt zu überprüfen. Aber das “Auf-dem-Kopf-Gehen” wäre eine äußerst schmerzhafte Prozedur. Vom Kopffüßer zum modernen Menschen, weg vom Boden, entfernt vom Meer, hinaufgewachsen in den Himmel, war es ein langer Weg. Selbstbewusst und erhobenen Hauptes feiert der vernünftige Mensch seine vertikale Sichtweise der Welt. Dabei hat er die Perspektive aus den unteren Regionen verdrängt. Für denjenigen, der den gewohnten Gang der Dinge als ein schmerzhaftes “Auf-dem-Kopf-Gehen” empfindet und für den dieser Gang einen ewigen Blick in den Abgrund bedeutet, der muss über die “aus seiner Sicht” verkehrte Welt verzweifeln.