Der eine große Sinn

Ihr sucht nach dem einen großen Sinn für das Individuum, den das Individuum auch noch in sich selbst zu entdecken hat. Der eine große Sinn, den man suchen soll: “Erkenne dich selbst, deine Identität, dein Schicksal, die Wahrheit steckt in dir und muss nur gesucht und entziffert werden.”
Zugegeben, man kann sich darüber Gedanken machen, was in einem Leben “sinnvoll”, “vernünftig” usw. ist. Aber man sollte diese Sinnzuweisung nicht für eine universelle Wahrheit halten. Noch nicht einmal für eine individuelle Wahrheit. Denn die Frage nach dem Sinn, ist nichts als eine weitere zufällige Sinnzuweisung. Um ein Urteil darüber abzugeben, was Sinn hat, was Sinn (er)gibt, muss man diesem Prozess der Sinngebung schon einen Sinn zuweisen. Der Prozess der Sinnzuweisung hat demnach quasi schon einen Sinn, der diesem Prozess vorgängig ist. Und die Frage nach dem ursprünglichen Sinn ist eine sinnlose Frage, weil es eine nicht-stellbare Frage ist.

Viel spannender als die Frage nach diesem einen Sinn ist die Frage, wer uns erklärt, was im Leben Sinn macht und was keinen Sinn macht: Eine Sinn-Machtfrage. Wer konstruiert den Sinn, den man auch noch für den eigenen Sinn halten soll? Welche Instanzen flüstern uns diesen Sinn ein? Wer herrscht über die Wahrheit, über Sinn und Bedeutung, über Unwahrheit, Unsinn, Wahnsinn und dem, was unbedeutend und daher (kaum existent) quasi nicht aussprechbar ist? Und wer spricht, wenn wir meinen uns selbst sprechen zu hören? Was spricht in uns, was wir endlich entdecken sollen?

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