Aufstand der Körper (1): Eine Drehbuchidee

Der Entwurf eines Drehbuchs zu einem Science-Fiction-Film:

Die Agenten der Disziplin haben sich eine Krankheit ausgedacht, welche die „Unwilligen“ und „Abweichler“ zur Raison rufen oder zerfressen soll.  Der Krebs hält eine ganze Industrie in Betrieb, treibt die Krebsmaschinerie an. Die Androhung der Krankheit diszipliniert, wer sich nicht diszipliniert, muss erkranken. Die unausgesprochene Bedrohung ist der Tod. Der Körper des Individuums, sein Leid, befindet sich im Aufstand gegen dieses konstruierte Subjekt, das sich einer Krankheit unterwirft. Zwar ist die Krankheit ein Zeichen, ein Stigma, für das Ankämpfen gegen die bestehende Ordnung. Auf der anderen Seite ist der Krebs auch ein Produkt der herrschenden Zustände. Durch ihren Doppelcharakter stellt die Krankheit ein Grenze dar: Sie trennt zwischen „wert“ und „unwert“. Trotz ihres rebellischen Wesens bezeichnet sie keinen Weg, sich aus dem System der totalen Überwachung und Kontrolle zu befreien. Die Krankheit ist das System, darum ist sie total. Tatsächlich leiden alle an dieser Krankheit, auch wenn sie noch nicht ausgebrochen zu sein scheint. Viele gehen nicht zum Arzt, weil sie Angst davor haben, sich diese Krankheit „eingefangen“ zu haben, sich schuldig gemacht zu haben. Kranksein bedeutet zugleich „schuldig sein“ als auch sich dem Todesurteil gefährlich anzunähern. Die psychosomatische Erkrankung und die instrumentelle Vernunft bilden eine „unheilige Allianz“, die zu mehr Wachstum und Produktivität führt. Die Toten werden als Ersatzteillager ausgebeutet oder in Energiekraftwerken verheizt. Nichts darf verschwendet werden. Eine Heldin und ein Held wollen die Agenten, die diesen Kampfstoff einsetzen und diesen Apparat am Leben halten, benennen. Sie fordern den Aufstand der Körper, den Aufstand der Zeichen (der Stigmata). Leider sind die Körper und die Mittel, die diesen Körpern zu eigen sind, geschwächt. Es ist auch schwierig in der Bevölkerung Mitstreiter für einen Widerstand zu finden, denn die Krankheit ist der Normalzustand. Es gibt kein Bewusstsein für die Möglichkeit einer Veränderung der gegebenen Zustände. Die Krankheit ist bei den „Gesunden“ zu stark verdrängt, aus Angst, sich anzustecken. Daher sind die Möglichkeiten, einen Gegendiskurs zu etablieren, kaum gegeben. Die Widerständler werden schließlich vom System der Kontrolle vereinnahmt. Im propagandistischen Diskurs dienen sie noch als abschreckendes Beispiel.

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