Unruhige Nächte, geschäftige Tage

Was man sich alles anhören muss: Das Schreien der Glücklichen und Verzweifelten, ein Streit, das Rotieren einer Waschmaschine, die Stereoanlage von dem Mann, der über mir wohnt, brechendes Glas, das Klingeln der Polizei bei den delinquenten Nachbarn, der ehemalige Geliebte vor dem Fenster seiner enttäuschten Hoffnung, keine Ruhe. Der Wecker zerstört das zerbrechliche Schlafgefäß. Heraus aus dem warmen Bett, ein Kollege ruft an, der Gang zum Briefkasten wird gescheut, nur neue fruchtlose Beschäftigungen, die das Leben einfordert, der Rechner fordert Aufmerksamkeit, jemand ruft wieder an. Ich bin überfordert. Ich will mich nicht entscheiden, niemanden anrufen, nicht angerufen werden. Die Altlasten und die neuen Belastungen sind die unerträglichen Lastschriften, um die ich mich nicht mehr kümmern will, weil mich das nicht interessiert, aber mich soll das interessieren. Denn es ist zu meinem Besten.
Und jetzt warte ich auf einen Anruf, einen Brief, eine Antwort, ein Gespräch, das mich kümmert und das mich interessiert. Natürlich kommt es nicht wie erwartet. Man hat ja keine Muße mehr dazu, sich selbst zu kümmern. Man weiß ja, wie das endet: Mit unruhigen Nächten und einsamen, geschäftigen Tagen.

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