Geisterexistenz
Ein Geist spricht: „Ich habe keine Wünsche. Jedenfalls keine Wünsche, die von Dauer sind und für die ich ernsthaft kämpfe. Wünschen kann man nur, wenn man sich etwas wünscht, wenn man also ein Ziel hat, auf das man hin arbeitet. Ebenso verhält es sich mit der Hoffnung. Ich wünsche mir nicht einmal, tot zu sein. Sich Gedanken über den Tod zu machen, ist anstrengend. Ich bin viel zu faul dazu, mir Gedanken zu machen. Meine Gedanken sind Verdrängung, meine Wünsche sind verdrängte Wünsche und meine Hoffnung ist verdrängte Hoffnung. Wenn jemand behauptet ich wäre egoistisch, egozentrisch, zu sehr mit mir selbst beschäftigt, so stimmt das nicht. Ich beschäftige mich überhaupt nicht mit mir selbst. Mein Selbst wird verdrängt, es macht mir Angst, er erscheint mir nicht einmal sympathisch. Und wenn ich für einen Augenblick über mich reflektiere, dann frage ich mich, befrage ich mich, ob ich mich überhaupt mit mir selbst identifizieren kann. Ich flüchte vor der Frage. Ich kann mich nicht anerkennen. Die Schreie nach Anerkennung verhallen. Warum sollte auch jemand antworten, wenn da nichts ist, was man anerkennen kann. Ich bin ja gar nicht in der Welt. Und etwas, das nicht wirklich da ist, ein Geist, ein Phantom, das kann man auch nicht als Mensch, als Ding akzeptieren.“
Man hüte sich vor den Geisterexistenzen. Sie machen Angst, Angst davor, sich mit dieser „Existenz“ anzustecken, ebenfalls als Geist zwischen zwei Welten, auf der Grenze zwischen Leben und Tod, zu vagabundieren.