Nicht schreiben (2)

Ich schreibe nicht, weil ich mich selbst nicht vergessen kann. Weil ich zu sehr mit mir selbst beschäftigt bin, ist es mir unmöglich, das Andere zu sehen, ohne das jedes Schreiben zur endlosen Selbstreflexion wird. Das ausschließlich selbstreflexive Schreiben ist langweilig, weil es sich im Kreis dreht. Dieses Schreiben versucht, sich von diesem selbst zu lösen und das Ich, das zu lange am Anfang stand, wieder auszulöschen.
Aber wenn ich das hier schreibe, denke ich doch wieder: Es ist ehrlicher, das Ich wieder in meine Rede einzuführen und alles andere vorerst zu lassen. Es ist besser so, denn dann wissen die Lesenden, dass dort ein Subjekt spricht, ein Subjekt, das nur auf diese Weise zu einem Adressaten sprechen kann, weil es durch die Diskurse so geformt wurde. Das Ich spricht nicht, weil es darum weiß, dass es originell oder einzigartig ist, was es schreibt, sondern darum, weil es weiß, dass es durch das Schreiben ein anderes ist. Das Ich schreibt, weil es um seine Andersartigkeit weiß und weil es nicht möchte, das die Anderen in ihrer Andersartigkeit so sind  wie es selbst. Die Andersartigkeit soll erhalten bleiben. Schon um die Andren nicht mit in das Unglück des Andersseins zu stürzen.

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