Schreiben (2): Schreiben als Bewegung

Mein Schreiben braucht die Möglichkeit. Schreiben geht nur im Zustand der Beweglichkeit, wenigstens einer minimalen Beweglichkeit. Schreiben kann kaum im Zustand der vollkommenen Vereinbarung stattfinden. Mein Schreiben ist insofern gedrängt, dass ich selbst danach dränge, eigentlich nicht ich, sondern das Schreiben selbst drängt. Ich darf dagegen nicht gezwungen werden. Dann wäre mein Schreiben nicht mehr mir, es wäre auch nicht sich selbst, sondern ein aufgezwungenes Schreiben, ein Bestellung. Aber eigentlich ist alles Schreiben gezwungenes Schreiben, weil es kein Außerhalb des Zwanges der Schrift gibt. Kein Schreiben ohne Schrift, die das Geschriebene zwingt. Kein Schreiben ohne Sprache, Kultur und Geschichte. Das wissen wir. Doch Ausgangspunkt des Schreibens ist – trotz dieses Wissens um den Mangel an „Authentizität“ – doch der Selbstbetrug. Motivation bleibt die Illusion der Präsenz und der Glaube an „den Einfall“ und „die Muße“. Und all diese Dinge, die eigentlich durch das Wort „Erfahrung“ ersetzt werden müssten. Vielmehr müsste es für uns heißen, man darf uns nicht die Erfahrung mit der Geschichte und den Geschichten rauben, sonst können wir nicht wahrhaftig schreiben.

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