Angstarbeit

Es ist erstaunlich, wie sehr sich mein politisches Denken vom idealistischen zum pragmatischen, erschreckend realitätsnahen, aus eigener Betroffenheit verändert. Dem Vogel Strauß wurde von der Wirklichkeit erheblich in den weit nach oben gereckten Hintern getreten. Die Medien sind schon lange gar nicht in der Lage, das zu sehen, was in Deutschland passiert. Und was sich hier verändert, sind Umbrüche. Das Denken verändert sich radikal. Das Politische Denken am „unteren Ende“ wird von Angst gesteuert. Man macht den Mund nicht mehr auf, sondern verdrängt. Und die Menschen, die von dieser Veränderung im Negativen betroffen sind, fühlen sich schuldig. Vielleicht ist man ja selbst an allem schuld. Nicht noch einmal alles verlieren. Man fürchtet sich davor, den Verlust nicht überwinden zu können. Das Leben als Streckbank. Die Politik (das angeblich subjektlose Subjekt), als Vollstrecker des Marktes und der Zwänge (noch so ein Subjekt ohne Gesicht), zieht die Schrauben an. Der Markt ist das Gesetz, und der Markt hat seine eigenen Gesetze. Aber der Markt soll sein Gesicht zeigen. Der Markt. Das sind doch auch wir selbst. Der Arbeitsmarkt, die Gewerkschaften, die Arbeitslosen, die ausgebeuteten Geringverdienenden . Wo bleibt die Solidarität, wenn die Angst Subjekt wird? Wenn die Angst für jeden Motivation zum Arbeiten sein soll und nicht mehr die alten Floskeln von Selbstverwirklichung usw.? Wenn nach Jahren der Absturz droht? Arbeit um der Arbeit willen… Arbeit aus Angst… Arbeitslosigkeit… die Arbeit mit der Angst… sich an der Angst abarbeiten, verarbeiten.

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