Leben im Rausch

Das Leben rauscht manchmal tatsächlich an einem vorbei. Es möchte heranrauschen, dieses Leben, das ich zum Subjekt dieses Satzes gemacht habe. Aber nicht das äußere Leben rauscht, es ist ganz klar. Nur die eigene Wahrnehmung ist verrauscht, zeitlos. Ich habe keine Zeit, obwohl die Zeit hin und wieder stehen geblieben zu sein scheint. Die Zeit zerrinnt, zerrauscht. Ich rausche. Dieses Rauschen ist keines, das man vielleicht aus den Dichtungen Gottfried Benns kennen könnte. Es auch nicht die „heilige“, innere Erfahrung der Subjektivität. Nicht die Auflösung von Außen und Innen, sondern ein Zustand der Vergessenheit (man müsste ja – der Redlichkeit halber – Worte wie „Vergessenheit“ bei Heidegger nachschlagen, wenn man solche Begriffe leichtfertig gebraucht). Ich vergesse meine Existenz und ich vergesse das Außen, hin und wieder erlebt man ein Zurückfallen, einen Rückfall in die Kälte, den Schnee, man denkt an die Heizrechnung usw. Diesen Rückfall erlebt man als einen Schock, der die teilnahmslose Einsamkeit bedroht, dieses selbstbezügliche Leben und Schreiben im Rausch ohne Spektakel oder wirkliche Kontemplation. Ist das ein Vorbote der Leichenstarre? Oder ein Zeichen für Arroganz: Ich will mit der Art von Leben, die mir hier angeboten wird, nichts zu tun haben. Es ist der Zustand der beängstigenden, machtlosen Berauschung. Einkehr ohne Selbsterforschung.

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