“Schlechtes Gewissen”

Wenn sich ein Mensch verfolgt vorkommt, dann geschieht das oftmals aufgrund eines „schlechten Gewissens“ gegenüber dem, was ihn verfolgt. Wie viele unserer Handlungen werden durch ein „schlechtes Gewissen“ motiviert? Das „schlechte Gewissen“ ist gleichzeitig Schranke und koextensiver Ausgangspunkt einer Moral mit eigenen Regeln, zwischen Angst und den eigenen normativen Ansprüchen. Der „Sündenfall“, den man einmal gegen sich selbst oder einem anderen begangen hat, als Verfolgungswahn lässt er einen kaum noch los. Sogar die irrationalsten Handlungen lassen sich noch dadurch motivieren – und verschleiern damit die Herkunft ihres eigentlichen Antriebs. Das Schuldigsein ist die allererste Erfahrung des selbstbewussten Menschen, und das vielleicht nicht erst als Folge der Christenmoral. Schuldigsein, Sich-schuldig-Fühlen, bevor jemand den Schuldspruch ausgesprochen hat (außer vielleicht unbewusst man selbst), das ist eine Erfahrung, die man selten nur ausschließlich aus Werken Kafkas kennt.

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